Fabian Trinkler über eCarUp, den Schweizer Markt für E-Mobilität und Herausforderungen eines Start-ups

Das Schweizer Jungunternehmen eCarUp AG aus Rotkreuz will ein Netzwerk von (halb)privaten E-Ladestationen in der Schweiz, Deutschland und Österreich aufbauen. In nur einem Jahr konnte das Team von eCarUp den Energieversorger Energie Thun AG als Aktionärin gewinnen und Projekte mit Partnern wie Energie Thun AG, Alfred Müller AG, engytec AG, Swissrenova AG und anderen realisieren. Der Redaktor von «the goal» fragte den Mitgründer Fabian Trinkler nach dem Anfang von eCarUp, dem Schweizer Markt für E-Mobilität und Herausforderungen eines Start-ups.

 

Guten Tag, Herr Trinkler. Gratulation zum 2. Platz beim Zuger Jungunternehmerpreis! Es ist eine gute Leistung. Wollten Sie nur Platz 1?

Gerne hätten wir gewonnen, aber der 2. Platz macht uns auch sehr stolz.

Jetzt endlich die Frage: Wie hat es mit eCarUp angefangen?

eCarUp ist ein Spin-Off-Unternehmen der smart-me AG. Diese entwickelt intelligente Energiemessgeräte. Dort haben wir bei der anrollenden Welle der E-Mobilität ein grosses Potenzial ausgemacht. Über die intelligente Messtechnik hatten wir auch bereits die Grundlage für die Lösung und so haben wir uns entschieden, mit eCarUp eine einfache Plattform für das Finden, Vermieten und Abrechnen von E-Ladestationen anzubieten. Die Idee ist ein AirBnB-Modell, wo ein Stationsbesitzer seine Station (unabhängig vom Modell und Hersteller) mit unserem Gerät aufrüsten kann und danach selber entscheidet, wer und wann bei Ihm geladen werden kann. So können die sehr vielen E-Ladestationen im (halb)privaten Bereich innerhalb einer Community besser ausgelastet werden. Zudem ist unsere Abrechnung billiger und flexibler als traditionelle Systeme.

Wie soll es dann funktionieren? Über eine App, wo ich z.B. eine Ladestation in der Nähe finde, das Laden anfrage und zur Ladestation komme?

Genau, der Fahrer wickelt alles direkt in einer App ab. Auf der Karte nach Stationen suchen, das Freischalten per Knopfdruck und auch die Bezahlung. Ich würde Ihnen vorschlagen, die gratis eCarUp App aus dem Play Store oder dem Apple Store herunterzuladen und das ganze kurz selber ausprobieren.

Danke! Wie lange hat es aber gedauert, bis Sie eine vertretbare Lösung hatten?

Zuerst war eCarUp – wie alle Start-Ups – eine Papieridee. Danach haben wir die Lösung als Produkt der smart-me lanciert und ein Feedback vom Markt eingeholt. Parallel zu den ersten Piloten haben sich dann der Business und die Finanzpläne entwickelt. Vom Produktstart bis zur Gründung der Firma hat es ca. 11 Monate gedauert.

Wie schätzen Sie den heutigen Markt für E-Mobilität ein?

Wir sind fest davon überzeugt, dass die E-Mobilität explodieren wird. Daher wird auch der Markt für Abrechnungslösungen für E-Ladestationen signifikant und exponentiell wachsen. Heute sind erst ungefähr 2% der zugelassenen Fahrzeuge elektrisch, aber Hochlaufszenarien aus Norwegen zeigen, dass der Markt eine sehr grosse Dynamik annehmen kann.

Welche Markttrends sehen Sie heute in der Schweiz?

eCarUp fokussiert auf das Finden, Aktivieren und Abrechnen von Ladestationen in einem (halb)privaten Umfeld. Dort wird die überwiegende Mehrheit der Tankvorgänge stattfinden. Genau dort gibt es aber noch sehr wenige flexible und einfach zu handhandhabende Systeme. Diese Lücke möchten wir füllen.

Wie sieht Ihr Geschäftsmodell aus?

Wir verfolgen ein B2B-Modell, daher werden die Energieversoger, Immobilienentwickler und Elektroinstallateure unsere Hauptkunden sein. Selbstverständlich kann aber auch ein Endkunde direkt bei uns ein Gerät bestellen und seine eigene Ladestation mit anderen teilen.

Wenn man z.B. die Installations-, Beitreibungs- und Wartungskosten berücksichtigt, wann lohnt sich die Installation einer E-Ladestation?

Auf diese Frage gibt es leider keine pauschale Antwort. Das hängt sehr vom Standort der Station, der Ladefrequenz, dem verlangten Preis sowie der Herkunft des Stroms (Dach, Energieversorger) ab. Und natürlich auch auf die Entwicklung der E-Mobilität ?. Je mehr Autos, desto mehr wird es sich lohnen.

Auf welche Massnahmen setzen Sie bei der Kundengewinnung?

Leider können wir als Early-Stage Start-up noch kein systematisches und zielgruppenorientiertes Marketing betreiben. Gerade bei Energiedienstleistern in der Schweiz setzen wir sehr stark auf persönliche Kundenbesuche. Zudem versuchen wir uns durch die Teilnahme an Start-Up-Wettbewerben und über Messeauftritte Aufmerksamkeit zu generieren. Ist ein Kunde erst einmal für einen Piloten bereit, setzen wir sehr stark auf eine kompetente Betreuung und gute Kundenpflege, um den Kundenstamm nachhaltig zu pflegen.

Wie viele Pilotprojekte haben Sie bereits durchgeführt und was haben diese gezeigt?

Wir haben gut 120 Stationen auf der Plattform, sind also bereits weit über die Pilotphase hinaus. Grundsätzlich erlauben uns die Piloten, mit grossen Partnern ins Geschäft zu kommen und diesen einen Eindruck von der Lösung zu vermitteln sowie die Vorteile aus erster Hand zu zeigen. Die Plattform selber ist mittlerweile in der Skalierungsphase.

Wenn ich jetzt ein Netzwerk an Ladestationen in der Schweiz aufbauen möchte, was würden Sie mir empfehlen?

Mich zu einer Sitzung einladen und ein zusammen ein lässiges Konzept auszuarbeiten. eCarUp hat für alle Anwendungsbereiche der E-Mobilität die richtige Lösung und auch das richtige Netzwerk der Partner.

Würden Sie sagen, es fehlt Ihnen etwas als Start-up im Bereich E-Mobilität, um einen Durchbruch zu schaffen?

Grundsätzlich ist unser grösstes Problem im Moment, dass wir mit unserem kleinen Team die Plattform nicht schnell genug entwickeln können. D.h. wir haben sehr viele Anfragen für neue Funktionen / Erweiterungen sowie eigene Ideen für noch innovativere Lösungen, aber wir haben nicht die personellen Ressourcen, all diese umzusetzen.

Das war Fabian Trinkler von eCarUp.

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