Der Redaktor von thegoal.ch traf Patrick Berchtold im Smart-Home-Büro in Ittigen, um zu erfahren, was ein Smart Home kann, ob die Schweiz bald in Smart Homes wohnen wird und was ein Start-up aus Ittigen dafür macht.
Zukunft von Smart Home
- Nach GDI-Prognosen von 2015 wird unsere Wohnung wie ein Smartphone funktionieren. Vernetzung im Haus und rund ums Haus würde zum Standard werden.
- Laut IT-Marktforschungsinstitut Gartner wird ein durchschnittlicher Familienhaushalt 2022 über 500 smarte Objekte besitzen.
- Smarte Objekte werden Produkte per Knopfdruck bestellen (GDI Report Smart Home 2030).
- Mehrere Anbieter sind im Rennen um Schnittstelle zum Kunden. Durchsetzen wird sich eine App / Plattform, die das einfachste Interface zum Kunden bietet, das sämtlichen Kundenerwartungen entspricht (GDI Report Smart Home 2030).
Fakten & Zahlen
- Hubware wurde 2016 von Christian Moser gegründet.
- ‘Best of Swiss Apps’ Award für die Smart-Home-Lösung SARAH im Jahr 2016.
- Das hubware-Team ist vom März 2017 bis heute von 4 auf 15 Mitglieder gewachsen.
- Nach Einschätzung von hubware liegt die Verbreitung von Smart-Home-Lösungen in der Schweiz noch unter 1%.
- Der Markt für Smart-Home-Lösungen wächst jährlich im zweistelligen Bereich
Hallo Herr Berchtold! Wir gehen sofort zur Sache. Wie ist überhaupt die Idee entstanden, ein Smart Home zu entwickeln?
Bei Firmengründer & Inhaber Chris Moser zu Hause. Er hat 4-5 verschiedene Smart-Home-Systeme zu Hause. Viele dabei waren aber nicht miteinander kompatibel und es gab auch keine passende übergreifende Lösung. So entstand die Idee von SARAH.
Wann ist ein Haus ein Smart Home und wer ist dann SVEN?
Die Hausautomation macht ein Haus noch lange nicht «smart» und ein Leitsystem im Haus gewährleistet nur die Kommunikation unter Geräten. Aber Software, die Gewerke (Licht, Schatten, Sicherheit, Umwelt usw.) verbindet und daraus einen echten Nutzen für den Bewohner generieren kann, ist «smart». SARAH ist ein Smart-Home-Gesamtsystem eines intelligenten Hauses. SARAH kann ganz ohne neue Kabel die Geräte des Hauses zentral steuern. SVEN ist eine intuitive grafische Oberfläche für smarte Mietwohnungen.
Wie entwickelt man eine Technologie, die ein Haus smart machen soll?
Für eine Smart-Home-Lösung braucht es zunächst einen Server, also einen kleinen Computer. Dieser muss mit einer Software bestückt werden, die möglichst viele verschiedene Geräte in einem Haus verstehen kann. Man spricht dabei von Gateways, also von Schnittstellen zu Drittsystemen. Diese Drittsysteme können über Funk, Powerline oder Bustechnologien zu den Geräten kommunizieren. Möchte man eine solche Lösung von Anfang an konzipieren, so ist der Aufwand tatsächlich sehr gross. Das hubware-Team bestand bei der Gründung im März 2017 aus vier Personen. Heute sind es bereits 15.
Haben Sie eine Marktrecherche durchgeführt, bevor es mit der Entwicklung losging?
Man hat die verschiedenen existierenden Systeme angeschaut und miteinander verglichen. Zahlen aus der Marktforschung wurden nicht verwendet.
Wie sieht ein Geschäftsmodell von hubware aus? Was waren die Gründe für diese Entscheidung?
In einem B2B Markt verkauft man ausschliesslich Smart-Home-Software-Produkte an Smart-Home-Integratoren/Installateure. Ursprünglich gab es die SmartWire (B2C, Region Bern, gegründet vor 4 Jahren), mit der man direkt die Endkunden angesprochen hat. Da wir aber mit der Entwicklung von Software gestartet haben, musste der Abnehmermarkt grösser werden als ‘nur’ die Region Bern.
Wie sieht aktuell ein Markt für Smart Home Lösungen in der Schweiz aus?
Aktuell ist die Verbreitung von Smart Home noch unter 1%, die Wachstumsrate in diesem und auch in den kommenden Jahren ist aber zweistellig. Heute werden noch mehr Insellösungen angeboten wie TV/Audio Systeme, Lichtsysteme, vernetzte Waschmaschinen etc. Es wird davon ausgegangen, dass sich daraus ein nachgelagertes Bedürfnis nach Plattformlösung ergibt.
Was braucht es, damit sich das Smart Home in der Schweiz durchsetzt?
Man braucht konkreten Nutzen in Form von Kosteneinsparungen, z.B. beim intelligenten Einspeisen von Solarenergie. Lösungen, die alle Geräte – unabhängig von der Technologiebasis – vereinen, werden selbstverständlich und bilden eine Grundlage für die Weiterverbreitung von Smart Home.
Die Hauptfrage, die man sich vor allem stellt, ist die der Sicherheit. Wie sicher ist ein Smart Home gegenüber einem gewöhnlichen Haus?
Mindestens genauso sicher. Es gibt diverse Zutrittssysteme wie RFID, Fingerprint und weitere Technologien, die nur berechtigten Personen den Eintritt gewähren. Über Kameras, Magnetkontakt oder Fensterbruchsensoren kann jede Bewegung im Haus konstant überwacht werden. Sollten sich ungewohnte Ereignisse abspielen, so lässt sich beliebig eskalieren.
Die Systemsicherheit ist einerseits durch die lokale Datenhaltung gewährleistet. Das heisst, eine SARAH funktioniert auch ohne Internetanschluss wie gewohnt weiter. Ist man aber unterwegs, so muss man aber via Internet auf das Haus zugreifen. Dabei muss der Benutzer vorher aber jedem Gerät ein Zertifikat vergeben, es also zum Zugang berechtigen. Durch diese Gerätezertifizierung hat man zu jeder Zeit unter Kontrolle, wer resp. welches Gerät auf das eigene Smart Home zugreifen kann.
Welche Marketingmassnahmen führen Sie durch und wie ist deren Konversion?
Online setzen wir auf SEO, SEA, Online-Banner, Landing Pages und Social Media. Erwähnenswert ist vielleicht unser Experiment auf Airbnb. Wir haben Gäste aus aller Welt in Bern in unserem Demo-Smart-Home empfangen. Unser Offline-Marketing umfasst die Erstellung von Verkaufsunterlagen und Anzeigen. Interviews und Fachvorträge sind für uns auch ein wichtiger Kommunikationskanal. Die Konversion in digitalen Kanälen ist jedoch messbar und wesentlich besser.
Welche drei konkreten Dinge haben Sie im Marketing/PR gelernt?
- PR ist eine langfristige Arbeit/Angelegenheit.
- Mit wenigen Mitteln und viel Kreativität lässt sich sehr viel bewegen.
- Marketing bedeutet nicht nur Kommunikation sondern eine sinnvolle und sich ergänzende Vernetzung der 4Ps: Product, Price, Promotion, Place.